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GHOST RIDER GIRL
Mit der Kawa durch die Todeszone von Tschernobyl
Elena kennt ihr Risiko, schreibt sie. Als Tochter eines Physikers wisse sie, was geht und was nicht. Akzeptabel sei es zum Beispiel, mit einem 147-PS-Motorrad durch die Todeszone von Tschernobyl zu rasen. Heraus kommt eine der erschütternsten Fotoreportagen im ganzen World Wide Web.
"Ghost Town" heißt Elenas Website: Sie sucht Spuren einer Vergangenheit, als hier noch Leben war
Wenn Elena erklärt, wie man das Sperrgebiet von Tschernobyl durchquert, ohne sich eine tödliche Strahlendosis zu fangen, klingt alles ganz vernünftig. Auf dem Asphalt der Straße, sagt sie, sei man relativ sicher. Abseits jedoch hingen die radioaktiven Staubpartikel in den Pflanzen, verseuchten den Boden. Deshalb, schreibt Elena, fahre sie immer allein: Niemand soll vor ihr den Straßenstaub aufwirbeln.
Das ist ihr Kick. Kein Verkehr, kein Mensch, kaum einmal ein Tier. Straßen "wie vor 20 Jahren, außer da, wo einmal ein paar Grashalme den Weg durch einen Riss im Asphalt gefunden haben".
Das heißt auch: keine Kontrolle, keine Geschwindigkeitsbegrenzung, keine Gefahr durch andere. Jede Gefahr, der sich Elena aussetzt, ist ihre eigene Gefahr: Sie ist ein Speed-Junkie, fährt eine 147-PS-Kawasaki, lebt sich aus in der Grenzerfahrung.
"...a story about a town where one can ride through with no stoplights, no police, no danger of hitting any the living thing"
Geisterstädte in der Sperrzone
So muss das angefangen haben. Wäre Elena auf ihrer Kawa-Brumme immer nur durch das Sperrgebiet gerast, hätte die Welt wohl nie davon gehört. Doch irgendwann, man liest es zwischen den Zeilen, begann die fast völlig menschenleere Zone sie zu faszinieren. Der trügerische Friede einer scheinbar gesunden Natur, die sich rapide verfallene Städte zurückerobert. Nur der Geigerzähler demaskiert die morbide Idylle.
Elena fängt an, Fotos ihrer gewagten Trips zu machen. Erzählt in einem Englisch, dem manchmal die Artikel fehlen, manchmal die Worte. Also erzählt sie einfach, geradlinig. Kommentiert ihre Fotos, die sie auf 28 Fortlaufseiten verewigt hat. Am Ende gehen ihr die Worte aus, die "Bilder sprechen für sich selbst", sagt sie.
Zerfledderte Teddies in einer Vorschule direkt am Kraftwerk. Kinder-Gasmasken. Der letzte Eintrag im Klassenbuch der Lehrerin: Der Spaziergang am Samstag, schrieb sie, fällt leider aus, wegen eines unvorhergesehenen Zwischenfalls.
Quelle: Frank Patalong (Spiegel)
GHOST RIDER GIRL
Mit der Kawa durch die Todeszone von Tschernobyl
Elena kennt ihr Risiko, schreibt sie. Als Tochter eines Physikers wisse sie, was geht und was nicht. Akzeptabel sei es zum Beispiel, mit einem 147-PS-Motorrad durch die Todeszone von Tschernobyl zu rasen. Heraus kommt eine der erschütternsten Fotoreportagen im ganzen World Wide Web.
"Ghost Town" heißt Elenas Website: Sie sucht Spuren einer Vergangenheit, als hier noch Leben war
Wenn Elena erklärt, wie man das Sperrgebiet von Tschernobyl durchquert, ohne sich eine tödliche Strahlendosis zu fangen, klingt alles ganz vernünftig. Auf dem Asphalt der Straße, sagt sie, sei man relativ sicher. Abseits jedoch hingen die radioaktiven Staubpartikel in den Pflanzen, verseuchten den Boden. Deshalb, schreibt Elena, fahre sie immer allein: Niemand soll vor ihr den Straßenstaub aufwirbeln.
Das ist ihr Kick. Kein Verkehr, kein Mensch, kaum einmal ein Tier. Straßen "wie vor 20 Jahren, außer da, wo einmal ein paar Grashalme den Weg durch einen Riss im Asphalt gefunden haben".
Das heißt auch: keine Kontrolle, keine Geschwindigkeitsbegrenzung, keine Gefahr durch andere. Jede Gefahr, der sich Elena aussetzt, ist ihre eigene Gefahr: Sie ist ein Speed-Junkie, fährt eine 147-PS-Kawasaki, lebt sich aus in der Grenzerfahrung.
"...a story about a town where one can ride through with no stoplights, no police, no danger of hitting any the living thing"
Geisterstädte in der Sperrzone
So muss das angefangen haben. Wäre Elena auf ihrer Kawa-Brumme immer nur durch das Sperrgebiet gerast, hätte die Welt wohl nie davon gehört. Doch irgendwann, man liest es zwischen den Zeilen, begann die fast völlig menschenleere Zone sie zu faszinieren. Der trügerische Friede einer scheinbar gesunden Natur, die sich rapide verfallene Städte zurückerobert. Nur der Geigerzähler demaskiert die morbide Idylle.
Elena fängt an, Fotos ihrer gewagten Trips zu machen. Erzählt in einem Englisch, dem manchmal die Artikel fehlen, manchmal die Worte. Also erzählt sie einfach, geradlinig. Kommentiert ihre Fotos, die sie auf 28 Fortlaufseiten verewigt hat. Am Ende gehen ihr die Worte aus, die "Bilder sprechen für sich selbst", sagt sie.
Zerfledderte Teddies in einer Vorschule direkt am Kraftwerk. Kinder-Gasmasken. Der letzte Eintrag im Klassenbuch der Lehrerin: Der Spaziergang am Samstag, schrieb sie, fällt leider aus, wegen eines unvorhergesehenen Zwischenfalls.
Quelle: Frank Patalong (Spiegel)