Freitag der 13.

Ingrid

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Freitag, der 13.
von Bodo Bodenstein



Rentner Schulze aus Berlin
hatte, wie es heute schien
eine große Unglückssträhne,
stand auf mit dem falschen Beene;
Wie diese Geschichte geht,
hier auf diesem Blatte steht:

Erst der Wecker ihn nicht weckte,
nach dem Traum er ganz erschreckte,
nicht viel Zeit mehr bliebe ihm
bis zum HNO-Termin.

Aber zuerst, denn er war reinlich,
wollt er sich waschen, aber peinlich,
das warme Wasser war ganz kalt,
ein Klopfen aus der Leitung schallt;
Wärmer wird es sicher nicht,
drum wäscht er sich nur das Gesicht.

Noch was trinken wollte er -
Doch, oh Schreck! Kein Kaffee mehr!
Den wollte er schon gestern kaufen,
vergaß, und muß nun endlos laufen
bis zum Billigmarkte hin -
im Portemonnaie ist nicht viel drin.

Hurtig geht er aus dem Haus,
im Briefkasten sieht's dürftig aus.
Immer wenn er braucht die Zeitung,
hat die Post 'ne lange Leitung.

Als er wollt die S-Bahn nehmen,
zum Arzt zu fahren im Bequemen,
stand diese auf der Strecke still
lange sehr und wie im Grill
schien die Sonne heiß herein
und Schulze schwitzte wie ein Schwein.

Beim Arzte ging es ganz hoch her,
Termine halten war sehr schwer,
das Wartezimmer brechend voll,
zu sitzen dort war gar nicht toll.

Nach zwei langen Stunden dann
kam unser Patient nun ran.
Frau Doktor tupft den Rachen aus
und der Geschmack, der ist ein Graus.

Na klar bestellt die Ärztin ihn
zu einem neuen Arzttermin,
er solle artig inhalieren,
sonst könnte es noch dazu führen,
daß der Husten würde schlimmer
und von Heilung wär kein Schimmer.

Nach dem Arztbesuche nun
Schulze wollt was bessres tun,
wollt zu Fuß nach Hause laufen
und die Frühlingsdufte schnaufen.

Kaum knöpft er etwas auf die Jacke,
tritt er in die Hundekacke
und zu seinem großen Pech
geht die von dem Schuh nich wech.
Der Kot war im Profil versunken
und hat fürchterlich gestunken.

Die nächste Hürde war die Ampel,
doch der Schulze, dieser Trampel,
wollt schon gehen, es war noch Rot -
ein Auto fuhr ihn beinah tot.
Er wunderte sich sehr darüber,
denn Grün war es schon gegenüber.

Auf der Straß lag er jetzt da,
der Arzt kam mit Tatütata,
nahm ihn mit ins Krankenhaus
und die Geschichte wär bald aus,
denn Schulze lag im Koma jetzt;
Die Ärzte dachten sich: „Das fetzt!”
Wenn er ist bald klinisch tot,
hält sie auf mehr kein Verbot,
ihm Organe zu entnehmen
mit und ohne Einvernehmen.

Schulze lag da so im Bette
und er hörte, jede Wette,
wie die Ärzte das besprachen,
daß die Leber kommt nach Aachen,
daß die Nieren gehn nach Wien,
diese Kunde plagte ihn.

Doch er konnte sich nicht rühren
und dagegen protestieren,
er hörte nur noch ganz beklommen,
daß ein zweiter Arzt müßt kommen,
um den Tod zu attestieren,
bevor sie könnten ihn sezieren.

Doch Schulze hatte diesmal Glück,
der neue Doktor hat Geschick,
findet noch in Schulzens Birne
diese Ströme vom Gehirne,
sagt, es würde etwas dauern,
aber niemand müßte trauern,
das Koma wäre bald herum
und Schulze hätte wieder Mumm.

Als Schulze hörte diese Worte,
klang es ihm wie piano forte,
selig lauschte er den Stimmen
und vor Glück war er von Sinnen,
dieser Freitag war ihm hold,
kostbarer als glänzend Gold.

Und diesen Tag würde er feiern
später dann mit Nachbar Meiern!
:tot:
 
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